Der Feind im Fell (Zecken)

Ektoparasiten – oder der Feind in seinem Fell!

 

Teil 1: Zecken

Wir alle warten auf den Frühling, freuen uns jetzt schon über die Schneeglöckchen und sobald das Thermometer über 5 Grad steigt, wissen wir, dass es nicht mehr lange dauern kann …

… bis die Zecken aus ihren Verstecken kriechen!

Jeder, der sich von März bis Oktober mit seinem Vierbeiner auf mehr als 1000 m Seehöhe aufhält, kann teilweise beruhigt aufatmen, zumindest FSME-infizierte Zecken wurden dort bisher noch nicht gefunden. Leider überträgt das nette Tierchen aber auch andere Krankheiten, die nicht ganz ungefährlich sind.

Weltweit gibt es ca. 850 Zeckenarten, in unseren Breiten gelten 8 Vertreter der Schildzecken als FSME- und Borreliose-Überträger, davon ist der gemeine Holzbock am Wichtigsten und am Weitesten verbreitet.

 

Die Bunt- oder Auwaldzecke ist in Ungarn, Österreich und Norditalien beheimatet, breitet sich inzwischen aber auch schon weiter nördlich aus. Sie gehört ebenso zu den Schildzecken, ist aber etwas größer als der gemeine Holzbock. Sie überträgt, wie die braune Hundezecke,  die Babesiose. Eine heimtückische Krankheit, die die roten Blutkörperchen zerstört, deshalb auch „Hundemalaria“ genannt wird.

 

Beide Zeckenarten bevorzugen einen feuchten Lebensraum, wie Wälder, Auen und Biotope. Ist es trocken, bleiben sie in ihrem Versteck, Tau und feuchtes Wetter lockt sie aus ihrem Versteck und dann warten sie geduldig im höheren Gras oder in Sträuchern auf ihre Opfer.

Sie lauern an den Unterseiten der Blätter oder am Ende von Halmen und Ästchen in einer maximalen Höhe von 1,5 m; dabei strecken sie ihre Vorderbeine aus und wenn wir, Hund oder Katz vorbei spazieren, streifen wir sie einfach ab und schon marschieren sie los und suchen sich ein Plätzchen für ihre Blutmahlzeit.

Bis Zecken tatsächlich stechen, können allerdings bis zu 12 Stunden vergehen. Das Hallersche Organ am letzten Segment der Vorderbeine hilft ihnen dabei einen potentiellen Wirt zu erkennen und auf  ihm den geeigneten Platz zu finden.

 

Welche Krankheiten übertragen infizierte heimische Zecken?

1.     FSME – Frühsommer-Meningoenzephalitis oder auch Hirnhautentzündung

Ist eine Viruserkrankung, die durch den gemeinen Holzbock übertragen wird.

  • Zecken transportieren den Virus von Tier zu Tier oder zum Menschen.
  • Eine einmal infizierte Zecke bleibt zeitlebens Überträger. Der Virus vermehrt sich in ihrem Organismus.
  • Zeckenweibchen infizieren im Allgemeinen nur ein einziges Wirtstier. Zeckenmännchen saugen häufig und können dabei das Virus auf mehrere Individuen übertragen.
  • Der FSME-Virus befindet sich im Speichel der Zecke und wird so bereits beim Stechen übertragen.

Krankheits-Symptome:

  • Extrem hohes Fieber ( bis zu 41Grad)
  • Verhaltensveränderungen (von apathisch bis hyperaktiv)
  • Neurologische Ausfälle sind möglich

Schutz:

Impfschutz gibt es nur für Zweibeiner. Unsere Vierbeiner sind leider nur sicher, wenn die Zecke gar nicht erst zusticht.

2.     Lyme Borreliose

Ist eine bakterielle Infektion

  • Wird von Spinnentieren also auch Zecken übertragen
  • Das Bakterium wurde auch schon in Stechmücken und Bremsen nachgewiesen
  • Nur jeder 5. bis 10. Hund  erkrankt auch tatsächlich.
  • Besonders heimtückisch ist allerdings, dass die Krankheit schleichend verläuft und oft erst so spät entdeckt wird, dass eine Antibiotika-Behandlung nicht immer erfolgreich ist und Langzeitschäden nicht auszuschließen sind.
  • Die Bakterien werden über den Blutkreislauf transportiert und können schmerzhafte Gelenksentzündungen verursachen, außerdem Gewebe, Organe und Nerven nachhaltig schädigen.
  • Je länger eine Zecke saugt, desto höher ist die Gefahr einer Infektion, da die Zecke das Bakterium erst gegen Ende ihrer „Blutmahlzeit“ in die Blutbahn einbringt.

Wichtig:

  • Je schneller die Zecke entdeckt und entfernt wird, umso geringer ist das Infektionsrisiko.
  • Je früher Symptome erkannt werden, desto besser sind die Heilungschancen.

Krankheits-Symptome:

  • Im Gegensatz zum Menschen, bildet sich i.d.R. bei Hunden in der ersten Infektions-Phase keine Wanderröte. (Beim Menschen tritt sie bei 50 – 80% der Infizierten auf)
  • Wochen bis Monate nach der Übertragung treten Muskel-, Gelenkschmerzen, Fieber, Mattigkeit und Lahmheit durch akute Gelenks-Entzündungen auf. Die Lahmheit kann  wechselnd sein und auch nach erfolgter Antibiotika-Gabe, Monate später wieder (an anderer Stelle) auftreten.

Schutz:

Im Gegensatz zum Menschen ist beim Hund eine Impfung gegen Borreliose vorbeugend möglich. Sie schützt allerdings nur gegen ein bestimmtes Spektrum des Lyme-Borreliose Erregers.
Sie sollte möglichst noch in der kalten Jahreszeit erfolgen, damit sich ausreichend Antikörper vor dem ersten Zeckenbiss bilden können.
Eine Besonderheit dieser Impfung ist, dass sie ihre Schutzwirkung nicht im Hund sondern in der Zecke entfaltet. Die vom Hund gebildeten Antikörper gelangen durch das Aufnehmen von Blut und Gewebe in den Darm der Zecke und verhindern die Wanderung des Bakteriums in die Speicheldrüsen.

Die Impfung kann aufgrund ihrer Wirkweise nur vor künftigen Infektionen schützen, hat also keinen Einfluss auf eine eventuell bereits bestehende Infektion.
Hatte ihr Hund bereits eine Borreliose, ist er für künftige Erkrankungen nicht automatisch immunisiert.

3.     Babesiose (Piroplasmose) – oder auch Hundemalaria

Einzeller (Parasiten) befallen die roten Blutkörperchen und zerstören sie

  • Babesia canis canis- Erreger werden beim Stich von der Auwaldzecke übertragen und sind stark krankheitsauslösend
  • Babesia canis vogeli werden von der braunen Hundezecke übertragen. Infektionen in unserem Breitengrad verlaufen eher mild.
  • Die Übertragung dauert  etwa 48 bis 72 Stunden, die Inkubationszeit (Auftreten erster Symptome) beträgt 5 bis 7 Tage,  in Einzelfällen bis zu 3 Wochen
  • Mit dem Zeckenspeichel wird der Erreger übertragen und gelangt so in den Blutkreislauf des Hundes.
  • Eine Blut-Blut-Übertragung von Hund zu Hund ist auch möglich, z.B. bei Beißereien

Krankheitssymptome:

  • Die bei uns hauptsächlich vorkommende Form der Infektion mit Babbesia canis canis verläuft akut.
  • Hohes Fieber bis 42 Grad, starker Durst, Fressunlust, Mattigkeit, rapider Konditions- und Gewichtsverlust.
  • Im weiteren Verlauf treten Blutarmut und Gelbsucht auf (mit rotem oder grünen Urin)
  • Einblutungen in Haut und Schleimhaut, Entzündungen der Schleimhäute, besonders der Maulschleimhaut sind möglich
  • Sollte auch das zentrale Nervensystem betroffen sein, treten Bewegungsstörungen, bis hin zu Lähmungserscheinungen sowie Epilepsie artigen Anfälle auf

Wichtig:

Die Erkrankung kann aufgrund ihrer Symptome leicht mit anderen Infektionen verwechselt werden.
Erreger sind im Blutausstrich nachweisbar, werden aber in der Frühphase leicht übersehen.

Serologische Untersuchungen (auf Antikörper im Blut) sind bei akutem Verlauf nicht aussagekräftig, da Antikörper erst nach 10 Tagen gebildet werden.
Wird die Babesiose nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, sterben die erkrankten Hunde in der Regel, deshalb sollte bei Verdacht bereits eine Therapie (Bluttransfusion etc.) eingeleitet werden.

Der Erreger kann von einer trächtigen Hündin auf die Welpen übertragen werden

Schutz:

Eine Impfung ist möglich, verhindert die Infektion aber nicht, sondern mildert nur den Krankheitsverlauf, deshalb ist eine Kombination mit einer wirksamen Prophylaxe empfehlenswert.

 

Aber nicht nur heimische Arten sind in unseren Breiten eine Gefahr.

Die braune Hundezecke, ursprünglich in den Tropen und Subtropen beheimatet, macht sich inzwischen auch bei uns breit. Eingeführt als lästiges Urlaubsmitbringsel oder durch Hunde-Importe. Entsprechend ihrer Herkunft bevorzugt sie Innenräume, neueste Studien zeigen allerdings, dass ca. ein Drittel der Population auch einen österreichischen Winter überstehen kann. Nomen est Omen – sie befällt hauptsächlich Hunde, ist keiner da, nimmt sie auch ganz gerne mal den Menschen. Problematisch ist, dass sie Überträger von Erregern ist, die bisher bei uns noch nicht verbreitet waren, wie z.B. Ehrlichia Canis (Rickettsien).

 

 

Krankheiten, die durch infizierte Braune Hundezecken übertragen werden:

1.     Ehrlichiose (Rickettsiose) – Zeckenfieber

Rickettsien sind Bakterien, die weiße Blutkörperchen befallen und ihre Abwehrfunktion unterdrücken. Der Erreger ist eigentlich ein Zeckenparasit, gelangt aber durch den Stich über den Speichel der Zecke  auch in den Hund. Die Übertragungszeit beim Hund ist unbekannt, die Inkubationszeit beträgt knapp drei Wochen

Symptome:

  • In der Akutphase (2 bis 4 Wochen, kann über Wochen bis Jahre in das subklinische Stadium übergehen):
    Ständig wiederkehrendes Fieber, Nasenbluten, schleimig-eitrige Nasenausfluss, Mattigkeit, Atemnot, Erbrechen, Schwellung der Lymphknoten, zentralnervöse Störungen, wie z.B. Muskelzucken sind möglich.
  • Danach folgt eine symptomfreie Phase (subklinisches Stadium).
  • Dann das chronische Stadium:
    Blutungen und Ödeme, Mattigkeit, Abmagerung, Blutarmut, Milzvergrößerung, Gelenkserkrankung, Meningoenzephalitis, Krämpfe, Lähmungen.
  • Bei chronischer Erkrankung sind die Augen häufig durch eitrig-schleimigen Ausfluss verklebt, eine Hornhauttrübung ist möglich.

Wichtig:

Eine Diagnose ist nur schwer zu stellen. Ohne Therapie (Antibiotika) kommt es zu diversen irreversiblen Organschädigungen und zum Erblinden.

Schutz:

Kann nur durch einen wirksamen Zeckenschutz erfolgen

 

2.     Hepatozoonose

Wird nicht durch den Zeckenstich, sondern oral übertragen, d.h. wenn Ihre Fellnase – egal ob Hund oder Katze – die Braune Hundezecke zerbeißt oder frisst! Der Erreger (parasitärer Einzeller) befällt die weißen Blutkörperchen der Milz, Leber (hepato = Leber), Muskulatur, Lungen und des Knochenmarks und verursacht dort eine Entzündung. Die Infektion erfolgt sofort, die Inkubationszeit beträgt 2 bis 4 Wochen.

Symptome:

  • Fieberschübe, Gewichtsabnahme, Lymphknotenschwellungen. Die Schleimhäute können blass erscheinen
  • Steifer, hinkender Gang durch Entzündungen in der Muskulatur. (Fieber)
    Die Schonung der betroffenen Muskeln führt dann zum Abbau (Muskelathropie)
  • Das Eintreten des Erregers in die Darmwand führt zu weiteren Infektionen (Fieber) und blutigen Durchfällen
  • In schweren Fällen kann die Organschädigung zum Tod führen

Wichtig:

Eine vollständige Elimination des Erregers ist nicht möglich

Schutz:

Auch hier hilft nur wirksamer Zeckenschutz und Ihre Wachsamkeit

 

Wie kann man sich und seine Vierbeiner wirklich schützen?

Einen 100-prozentigen Schutz gibt es kaum. Kein österreichisches Bundesland ist zeckenfrei und sobald man sich Draußen bewegt, egal ob im eigenen Garten oder im Wald, begegnet man den Blutsaugern. In Regionen über 1000 m Seehöhe ist man zumindest vor FSME sicher.

Die gute Nachricht: Nicht jede Zecke ist Parasiten-, FSME oder Borrelien-verseucht und nicht jede Borrelien-Infektion führt automatisch zu einer Erkrankung.

Trotzdem sollte man sich nicht nur auf sein Glück verlassen, denn wenn Ihr Hund erkrankt, dann meist schwer!

Tipp:

  • Kontrollieren Sie mindestens ein Mal pro Tag das Fell des Vierbeiners.
  • Wenn man die Biester gar nicht erst im Haus haben möchte, sofort nach jedem Spaziergang. (Auch die eigenen Hosenbeine mit einem hellen Handtuch abreiben, da sieht man sie so schön!)
  • Schutzimpfung gegen Borreliose (schützt nur teilweise) und Babesiose (mildert den Krankheitsverlauf) sind möglich.
  • Zusätzlicher Zeckenschutz, z.B. durch ein Zeckenband, das bereits verhindert, dass Zecken überhaupt beißen.

 

Wie kriegt man den Zeck wieder weg?

Wenn’s dann doch passiert ist, bitte möglichst schonend entfernen:

  • Mit einer Zeckenzange oder -Schlinge
  • Direkt an der Haut ansetzen und vorsichtig herausziehen
  • Kein Öl aufträufeln, die Zecke nicht zusammendrücken

Wenn Sie sich nicht sicher sind, lassen Sie es sich von Ihrem Tierarzt zeigen.

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